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Bild zum Blog Beitrag Murica - Gemeinsame Zeit am Meer

Freilernen – wie funktioniert das?

Freilernen ist ein Thema, dass uns ganz besonders am Herzen liegt.

Viele Kinder fühlen sich nicht wohl im Schulsystem und müssen trotzdem jahrelang durch.
Es gibt die weit verbreitete Meinung, dass Kinder in der Schule auf ein späteres Leben vorbereitet werden, welches mit harter Arbeit verbunden ist und auf keinen Fall Spaß macht.
Die einzige Zeit, die wirklich Freude bereitet ist der jährliche Urlaub und auch der muss hart verdient sein. „So war es schon immer und so wird es fortgeführt“ ist die Meinung vieler. Nicht selten werden Kindern deshalb täglich starke Medikamente verabreicht um sich in der Schule und in der weiteren Ausbildung anzupassen. Vermutlich ist es die Angst vor Veränderungen, warum die meisten versuchen mitzuhalten.
Es kommt mir so vor als ob jeder vor jedem Angst hat. Die Kinder spüren den Druck der Eltern. Sie haben Angst vor schlechten Noten, vor den Lehrern und leider auch oft vor Mitschülern. Die Eltern haben Angst, dass die Noten nicht ausreichen für eine akademische Ausbildung. Die Lehrer wiederum fürchten sich vor den Eltern, vor der Schulleitung, dem Schulamt und dem Ministerium. Da kommt es schnell dazu, dass das Wichtigste dabei vergessen wird.
Die Kinder und ihre Bedürfnisse!
Wir sprechen aus Erfahrung, denn wir sind genau diesen Weg jahrelang gegangen.
Ein Weg in einem System, welches wir in Frage gestellt haben und in welchem wir uns letztendlich nicht mehr wohl gefühlt haben.

Wir wollen zeigen, dass es auch andere Wege gibt, wie Kinder zur Bildung kommen. Dabei ist es nicht zwingend erforderlich eine reguläre Schule zu besuchen.
Bevor hier schon die ersten Proteste kommen, möchte ich schon vorab erwähnen, dass es möglich ist einen Schulabschluss zu machen, ohne das ein Kind jemals eine Schule von innen gesehen hat.

Wir lernen ständig und unser ganzes Leben lang etwas Neues dazu und das passiert oft ganz nebenbei. Besonders Kinder haben einen großen Wissensdurst. Sie entdecken die Welt auf ihre eigene und oft ganz unterschiedliche Weise. Jeder Mensch ist anders, lernt anders und hat verschiedene Interessen und Fähigkeiten. Genau das ist so wertvoll. Denn nur so können wir voneinander lernen und uns weiterentwickeln.
Unsere Kinder fragen uns täglich Löcher in den Bauch und sind mit Begeisterung dabei, wenn sie sich für ein Thema interessieren. Die Augen leuchten, der Mund ist ständig offen. Immer wieder tun sich neue Fragen auf, alles wird immer wieder ausprobiert und geübt bis es klappt.
Leider wird dieser Wissensdurst bei manchen Kindern gehemmt, sobald die Schule beginnt. Denn plötzlich ist da nicht mehr soviel Zeit für eigene Interessen. Es wird vorgeschrieben, was gerade gelernt werden muss und so stellt sich nicht selten Lernfrust ein. Hinzukommt die ständige Beurteilung der Leistung und der Vergleich mit anderen Kindern.

Aber wie funktioniert Freilernen?

Das Wichtigste, was wir Eltern dabei tun müssen ist zuhören! Wir sprechen sehr viel mit unseren Kindern, damit wir wissen, was sie beschäftigt und interessiert. Wir nehmen sie ernst und sei der Gedanke für uns noch so absurd.
Die Kinder dürfen sich ihre Themengebiete frei auswählen und wir unterstützen sie dabei. So kommt es, dass Lerninhalte erlernt werden, die laut Schulplan erst später an der Reihe sind. Als wir die Schutzbunker der Normandie besuchten, wollte Sophie wochenlang alles über den Zweiten Weltkrieg erfahren. Harter Tobak für ein 9-jähriges Mädchen, doch sie hörte nicht auf Fragen zu stellen, wollte Dokumentationen sehen und wissen, warum das alles genau so passiert ist. Sie wollte wissen, wie die Kanonen funktionieren, wie die Engländer übers Meer kamen, wie groß Deutschland war, wer sich mit wem verbündet hat. Die Liste ist endlos und Sophies Wissensdurst noch lange nicht gestillt.
Lernen muss nicht immer am Tisch mit Heft und Stift stattfinden. Lernen findet ganz nebenbei im Alltag statt. Trotzdem gibt es bei uns täglich ruhige und bewusste Lernpausen.

Wir frühstücken jeden Tag gemeinsam ohne Zeitdruck und Stress. Wir nehmen uns Zeit miteinander zu sprechen. Wir planen den Tag gemeinsam, besprechen, was wir machen wollen. Dabei hören wir gut zu und genießen es, die manchmal verrückten Gedanken unserer Kinder nachzuvollziehen.
Oft gibt es direkt nach dem Frühstück eine bewusste Lernpause. Kann aber auch sein, dass wir sie auf den Nachmittag verschieben. Das machen wir ganz von der Tagesform abhängig.
Diese Lernpause kann unterschiedlich aussehen. Manchmal wird gepuzzelt, gemalt oder gezeichnet während einer von uns etwas vorliest, für was die Kinder gerade großes Interesse haben. Wir recherchieren gemeinsam im Internet, welche Schlange wir heute Morgen im Gebüsch entdeckt haben. Wie sie heißt, wo sie vorkommt, ob sie giftig ist, ob es noch mehr Schlangen in der Gegend gibt. Wir erarbeiten Englischvokabeln, indem wir uns Karteikarten basteln und ein Spiel daraus machen. Wir bearbeiten Lern- und Rätselhefte. Wir lesen gemeinsam Bücher, erstellen Collagen zu bestimmten Themen.
Die Kinder sind währenddessen immer mit Freude dabei.

Freilernen im Alltag

Doch gelernt wird auch im Alltag. Zum Beispiel beim Einkaufen. Wir schreiben uns einen Einkaufszettel, lesen im Supermarkt was auf den Lebensmitteln steht und rechnen aus, wie viel wir bezahlen müssen und wie viel Wechselgeld wir zurückbekommen.
Wir kaufen gerne regional am lokalen Obst- und Gemüsemarkt ein. Hier entstehen neue Lerninhalte, wie z. B. gesunde Ernährung. Was ist gesunde Ernährung? Was ist Bioanbau? Welche verschiedenen Ernährungsweisen gibt es? Was sind Zusatzstoffe? Wie verändern sich Lebensmittel durch den Einsatz von Pestiziden?

Auch beim Kochen und Backen lesen, schreiben, rechnen wir. Manchmal lesen wir ein Rezept, machmal schreiben wir selbst eins. Wir haben sogar schon ein magisches Kochbuch verfasst, mit Mengeneinheiten wie Liter und Kilogramm. Ganz nebenbei wird die Uhrzeit erlernt, denn der Kuchen darf nur eine gewisse Zeit im Backofen bleiben. Den fertigen Kuchen teilen wir immer wieder in kleinere Stücke, so dass unsere Freunde auch alle ein Stück abbekommen. Somit ist sogar Bruchrechnen mit integriert.

Egal was gelernt wird, wichtig ist, dass die Kinder mit Freude dabei sind, so dass dieser angeborene Wissensdurst niemals erlischt. Es macht soviel Spaß zu sehen, wie sich die Kinder oft eigenständig, glücklich und individuell Wissen aneignen.

Leider herrscht in Deutschland nach wie vor die Schulpflicht, welche eine Anwesenheit in einem Schulgebäude verlangt.
Wir würden uns wünschen, dass diese Schulpflicht aufgehoben wird. Es sollte freigestellt werden, wie, wo, wann und mit wem Kinder zu ihrer Bildung kommen. Es sollte freigestellt werden, ob sie das alleine, zu zweit oder in einer großen Gruppe tun. Es sollte mehr freie Schulen in Deutschland geben und Gemeinschaften, Zentren in der sich Freilerner treffen können. In vielen anderen Ländern ist das bereits möglich. Ein Grund warum viele Familien Deutschland verlassen und sich ein Leben in der Ferne aufbauen.

Eure Meinung

Jetzt sind wir gespannt auf eure Erfahrungen mit der Schule, und dem Freilernen? Wie lernen eure Kinder derzeit? Wir freuen uns über eine rege Diskussion 🙂

Comments:

  • Denise

    2. April 2021

    Hallo zusammen. Die Frage, die sich mir stellt, wie macht/schafft man das? Finanziell, Schulpflicht, etc.? Unser Großer wird dieses Jahr nach den Sommerferien eingeschult, ich habe aber in der Corona-Zeit angefangen, sehr vieles zu hinterfragen. Zudem möchte ich nicht, daß meinen Kindern etwas aufgezwungen wird, was meiner Meinung nach absolut unsinnig und überflüssig ist (Masken, Test). Auch bin ich im Zweifel, ob es richtig war, meine Jungs als Babys impfen zu lassen. Vielleicht könnt ihr mir ja ein paar Anregungen und Infos geben, wie wir uns frei machen können (obwohl wir dies ja eigentlich sein sollten), raus aus dem System. Liebe Grüße

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    • Carolin

      7. April 2021

      Verknüpfe dich mit anderen (z.B. über Eltern stehen auf o.ä.). Es ist ein echter Eiertanz momentan mit den Schulen. Bisher habe ich zum Glück immer noch ein Schlupfloch gefunden für meine Tochter, u.a. eine Maskenbefreiung. Aber ich denke, es ist gut, dass jetzt endlich so viel hinterfragt wird. Das Impfen habe ich zum Glück schon ganz früh in meinem Leben hinterfragt und bei meiner Tochter entsprechend gehandelt. Toi toi toi!

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      • 29. April 2021

        Ja was den Kindern derzeit zugemutet wird ist echt allerhand. Wahrscheinlich wird aber bald auch eine Corona Impflicht für Schulkinder kommen.

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    • 29. April 2021

      Hier mal alle nützlichen Links für weitere Informationen und Austausch:

      http://www.kinderrechtebuero.de/
      https://www.freilerner-kompass.de/blog/legales-freilernen-in-deutschland/
      freilerner-solidargemeinschaft.de
      http://www.infsb.de
      https://de-de.facebook.com/groups/FreilerneninDeutschland/

      Es gibt auch jedes Jahr zwei Freilerner Festivals auf denen man Kontakte knüpfen und sich austauschen kann.

      https://www.freilerner-festival.de/
      https://schulfrei-festival.de/

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      • Luisa

        15. März 2022

        Vielen Dank für die Links, die sind super hilfreich!! 🙂
        Ich studiere Kindheitspädagogik und schreibe gerade eine Hausarbeit über Homeschooling in Deutschland. Ich weiß jetzt schon, dass meine Note nicht allzu gut ausfallen wird, weil mein Dozent Freilernen für „ideologischen Quatsch“ hält und Noten nun einmal selten ganz objektiv sind, gerade bei qualitativen statt quantitativen Arbeiten – aber da muss ich halt jetzt durch, ich werde deswegen nicht auf dieses Herzensthema verzichten.

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  • Carolin

    7. April 2021

    Ja, die Frage nach dem Arbeiten stellt sich irgendwie 🙂

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    • 29. April 2021

      Da gibt es immer Möglichkeiten auch von unterwegs aus Geld zu verdienen.

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  • Wibke Grimmeisen

    8. April 2021

    Hallo, mein Sohn ist in der 5. Klasse(12 Jahre) und habe auch eine Odyssee hinter mir. Nun wo er sich , durch die Dinge die ich für Ihn ändern konnte, endlich einigermaßen wohl in der Schule fühlte, kam Corona. Für uns ansich ein Geschenk`(ich bin seitdem in Kurzarbeit), so konnten wir miteinander „Lernen“ doch jetzt wirds richtig eng.
    Während des Präsenzunterrichtes trägt mein Sohn keine Maske und ist einer der wenigen in der ganzen Schule.(Werkrealschule,Baden Württemberg Bad Wurzach) Nun haben sie mit den Schnelltests angefangen, mein Sohn und noch eine Schülerin waren die einzigen in der Klasse die es abgelehnt haben, und nun soll nach den Ferien /Woche Homescooling für die, die sich nicht Testen lassen der Präsensunterricht ausfallen. Bitte könnt Ihr mir helfen Kontakte zu freilernern in BW/ Allgäu zu finden. Ich wäre sehr dankbar um jede Hilfe.

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  • 17. April 2021

    Wir haben sehr lange Erfahrungen mit dem Freilernen. Und können Euren Schilderungen zustimmen! Ja, kinder lernen immer.
    Unsere drei Kids besuchten Anfangs die Schule, aber irgendwann kam der Punkt, wo es nicht mehr ging. Unser Mittlerer hätte wahrscheinlich in der Schule keinen Abschluss geschafft, dabei mangelt es ihm nicht an „Intelligenz“.
    Also lernten wir frei. Mein Mann gab den Job auf damit wir duch Europa reisen konnten. Wegen der deutschen Schulpflicht!
    Jedenfalls können wir jetzt berichten wie gut das Freilernen klappt. Wie es möglich ist, Realschulabschlüsse und Abitur zu machen. Jetzt haben wir drei glückliche Studenten die ihre Neugierde und das selbstbestimmte Lernen leben und erhalten konnten. Es ist so wahnsinnig schön, dass wir das als Familie erleben konnten. Wir können es den Familien, die Probleme in der Schule haben, sehr empfehlen.
    Herzliche Grüße
    Gabi

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  • Anna J

    20. April 2021

    Hallo,
    auch ich habe schon immer Bauchschmerzen gehabt, allein von dem Gedanken, dass meine Kinder ihre ganze Kindheit, jeden Tag in dieses Schulsystem gequetscht werden. Mein Traum ist immer gewesen, sie beim lernen selber begleiten zu können. Die ist in Deutschland aufgrund der Schulpflicht nicht möglich. Wie habt ihr das denn jetzt geschafft? Ich habe schon Tausende mal das Internet durchforstet und einfach keinen Weg gefunden.
    Würde mich über genauere Infos freuen.
    Liebe Grüße,
    Anna

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    • 22. April 2021

      In Deutschland ist das wirklich schwierig. Unsere Nachbarländer haben zum großen Teil die Bildungspflicht. Da können Kinder auch zu Hause lernen.
      Wir mussten Deutschland für jeweils sechs Monate pro Jahr verlassen, um unsere Kids als Freilerner lernen zu lassen. Es gibt mittlerweile nichtsdestotrotz zahlreiche deutsche Familien die entweder Homeschooling machen oder Freilernen. Genaue Zahlen gibt es nicht, weil es ja nicht legal ist. Aber du kannst dich vernetzen mit anderen Familien. Im September gibt es – außer in Zeiten von Corona – das Schulfrei Festival im Norden Deutschlands.
      Schau dir via Google mal die Freilerner Solidargemeinschatft an. Vielleicht ist diese Seite hilfreich.
      liebe Grüße
      Gabi

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    • 29. April 2021

      Wir sind nicht mehr in Deutschland gemeldet bzw. haben dort keinen „gewöhnlichen Aufenthaltsort“ mehr.
      Gibt auch Wege in Deutschland aber die sind aber meist mit gerichtlichen Auseinandersetzungen und viel Ausdauer verbunden.

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  • Angelika Waller

    20. April 2021

    Es klingt so wahrhaftig, und ich bin kein „Ja aber“ Typ, deswegen auch von mir die Frage: wie gelingt das in Deutschland mit seiner Schulpflicht, also wenn man nicht als digitaler Nomade sein Geld verdienen kann?
    Freie Schulen, die es vielfach gibt unterliegen ja auch der körperlichen Anwesenheitspflicht!

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    • 29. April 2021

      Es gibt Wege, die sind aber meist mit gerichtlichen Auseinandersetzungen und viel Ausdauer verbunden.
      Wir werden dazu demnächst noch ein weiteres Video machen.

      reply...
  • Nadja

    27. April 2021

    Moin moin an die Runde, mir reicht es!!! Meine Tochter ist in der 2 klasse und ich hatte von Anfang kein gutes Gefühl mit der Schule. Und nun mit Masken und Tests ist bei mir der Fass endgültig voll! Also meine Tochter geht nicht mehr hin, zudem die Schule verweigert uns eh den Besuch! Also ich suche und suche Alternativen und hoffe dass ich die finde…? die Kindheit gibt es nur einmal, ich will und lasse sie meiner Tochter nicht verderben, von der kinderlosen Psychopathen -Gruppe !

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    • 29. April 2021

      Schau dir mal alternative Bildungseinrichtungen an, wobei dort wahrscheinlich auch eine Test und bald Impfflicht kommt. Dann hilft nur noch der Weg ins Ausland oder raus aus der Schule.

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  • Nadine Frenzel

    11. Februar 2022

    Hallo, mein Sohn Leon 14 ist Autist, hat Angst und Panikattacken. Wir haben Ihn 2020 in eine Schule gebracht für Kinder für Autisten oder wie auch Leon Mobbingopfer… Immoment ist er zuhause und hat Onlineunuterricht. Zuhause fühlt er sich sicher. Er hat keine Freunde weil viele Ihn nicht verstehen. Zuhause lernt er besser vor allem macht er besser im Homeschooling mit als in der Schule. Ich finde das Freilernen hört sich gut an, leider gibt das hier in Deutschland ja nicht. Kinder werden nicht, oder auch ohne Hinternisse in ihrer Entwicklung nicht richtig unterstützt was mit der Schulischen Ausbildung zu tun hat. Immoment ist die Präsenzpflicht in Hessen nicht, wegen Corona deshalb lass ich Leon zuhause.

    Viele Grüße

    Nadine Frenzel

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